Hofneuigkeiten

  • Die Landfrauenschule (ca. 1904 - 1921)

    veröffentlicht: Carl-Heinz Buck, Sonntag, 14.02.2021 in Geschichte

    Die Landfrauenschule war eigentlich eine Landfrauenhochschule, denn es wurden hier keine Bäuerinnen ausgebildet, sondern Lehrerinnen für Landfrauenschulen, Gutsfrauen und Beamtinnen, sowie Guts-Verwalterinnen.

    Maiden bei der Arbeit im Frühbeet
    Maiden bei der Arbeit im Frühbeet

    Auf Amalienruh wurden praktisch ausschließlich höhere Töchter ausgebildet. Für Bauerntöchter wäre allein das jährliche Schulgeld von damals 1400 Reichsmark, entsprechend etwa 20 000 Euro, kaum bezahlbar gewesen. Es war ja eine reine Privatschule ohne jede staatliche Unterstützung und der Unterricht hatte sehr hohes Niveau. Amalienruh war in jeder Hinsicht ein Mustergut. Technisch auf dem modernsten Stand: Telefon, Zentralheizung, Badezimmer und WC, Gasbeleuchtung, moderne Dampfmaschine, Brutapparate, Milchkühler und Zentrifugen sowie beheizte Gewächshäuser – alles schon vor 100 Jahren. Es gab eine große Hühnerfarm, eine Fischzucht und Amalienruh hatte die reichsbeste Simmenthaler Milchviehherde und eine selbst nach heutigen Maßstäben vorbildliche Schweinezucht.

    Schulleiterin war die Frei-Frau Elisabeth von Pawel-Rammingen. Sie war enge Vertraute von Ida von Kortzfleisch, der Begründerin der wirtschaftlichen Frauenschulen und Pionierin der weiblichen Berufsausbildung in Deutschland.

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Frauen aus verschiedenen Gründen in einer sehr unbefriedigenden Lage: Es gab so gut wie keine Berufsausbildungseinrichtungen für Frauen. Das hatte bei den Arbeiter- und Landfrauen zur Folge, dass deren Arbeitsqualität in ihrem Tätigkeitsbereich oft schlecht war: Mangelhafte Hauswirtschaft, Landwirtschaft, Krankenpflege und hohe Kindersterblichkeit, sowie allgemeine Arbeitsüberlastung. Bei den höheren Töchtern war es umgekehrt, sie hatten gewöhnlich überhaupt nichts zu tun und befanden sich in einer tiefen Lebenskrise, weil sie sich vollkommen überflüssig vorkamen. Gerieten sie in Not, waren sie unfähig, sich selbst zu helfen. Sie waren völlig abhängig von Elternhaus und Ehemann. Die Frauen fühlten sich mit recht diskriminiert. Sie waren nicht einmal geschaftsfähig und die Hochschulen blieben ihnen verschlossen. Damals entstand die radikale Frauenbewegung, die auf massiven gesellschaftspolitischen Widerstand traf.

    Volkswirtschaftlich gesehen war der niedrige Stand von Landwirtschaft (der größte Teil der Bevölkerung arbeitete dort) und auch der Hauswirtschaft eine gigantische Verschwendung der knappen Ressourcen.

    Die geniale Idee der Ida von Kortzfleisch war nun, alle diese Probleme sich sozusagen gegenseitig lösen zu lassen. Sie empfahl den Frauen, überhaupt nicht den Versuch zu machen, die männlichen Bastionen zu erobern und den Männern irgendetwas nachzumachen, sondern stattdessen begann sie rein weibliche Hochschulen zu gründen, ausgerichtet auf die typisch weiblichen Eigenarten, Fähigkeiten und Vorstellungen.

    Sie gründete „Wirtschaftliche Frauenhochschulen“ für höhere Töchter, in denen sie eine fundierte Ausbildung in Selbstversorgungslandwirtschaft, Gartenbau, Kleintierhaltung, Krankenpflege, Kinderaufzucht, aber auch eine Einführung in Chemie und Physik, Kunstgeschichte und Botanik erhielten.

    Aufbauend auf die einjährige wirtschaftlichen Frauenschulen konnten die Frauen eine Berufsausbildung beginnen. Die landwirtschaftliche Ausbildung wurde in Amalienruh absolviert. Es war die erste Landfrauenschule Deutschlands.

    Was unterschied nun diese weibliche Hochschulen von den männlichen?

    Das Motto war: Arbeit ist Leben. – Nichtstun der Tod. Die Tat allein beweist der Liebe Kraft.
    Die Schulen waren technisch immer auf dem neuesten Stand,

    aber es wurde nicht nur auf Zweckmäßigkeit Wert gelegt, sondern auch auf Schönheit.

    Alle diese Schulen lagen auf wunderschönen Gutshöfen in bezaubernder Naturumgebung und Alleinlage. Die Verbindung zum Boden, zur Natur wurde gepflegt und weitgehende Selbstversorgung praktiziert. Es wurde eine aufwändige Festkultur gepflegt. Der soziale Gedanke spielte eine große Rolle, man war kaiser- und vaterlandstreu.

    Zwischen den Maiden (so nannten sich die Schülerinnen) wurden enge Freundschaften gefördert und es entstand ein lebenslanger Zusammenhalt unter ihnen. Diese Frauen wollten nicht nur Anhängsel ihrer Männer sein, sondern echte Partnerinnen und Helfer. Durch ihre hohe soziale Stellung entwickelten sie erheblichen sozialen Einfluss.

    Viele ihrer Ziele sind inzwischen erreicht, aber von Naturnähe, Schönheit, Selbstversorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln und dem Gemeinschaftsgeist der Maiden, sowie auch ihrer Festkultur und ihrem Idealismus sind wir heute weiter entfernt als vor 100 Jahren. Vor allem die totale Abhängigkeit der modernen Familie vom Supermarkt ist sehr gefährlich, ungesund und teuer. Insofern ist der alte Lehrplan der Landfrauen heute noch hoch aktuell.

  • Ludwig Bechstein (1801 - 1860)

    veröffentlicht: Carl-Heinz Buck, Freitag, 14.02.2020 in Geschichte

    Ludwig Bechstein wurde am 24. November 1801 in Weimar geboren und starb am 14. Mai 1860 in Meiningen. Er war ein deutscher Schriftsteller, Bibliothekar und Archivar. In seinem Roman "Sophienlust" (der damalige Name des Gutes Amalienruh) beschreibt er seine Erlebnisse von diesem idyllischen Stück Erde... -

    Als sich um 1840 der Dichter und Märchensammler Ludwig Bechstein hierher verirrte, beschrieb er Amalienruh in seinem Roman "Sophienlust" mit diesen Worten
    Als sich um 1840 der Dichter und Märchensammler Ludwig Bechstein hierher verirrte, beschrieb er Amalienruh in seinem Roman "Sophienlust" mit diesen Worten
  • Georg Ernst Tatter (1689–1755)

    veröffentlicht: Marko Meister, Donnerstag, 14.02.2019 in Geschichte

    Die folgende Textpassage ist einem Beitrag von Heike Palm und Hubert Rettich entnommen.

    Georg Ernst Tatter: Entwurf für den Garten der Sophienlust bei Meiningen, Bild: Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Kartenkammer 5/ 50.
    Georg Ernst Tatter: Entwurf für den Garten der Sophienlust bei Meiningen, Bild: Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Kartenkammer 5/ 50.
    Wie in anderen Fürstentümern auch, gab es in Hannover Hofgärtnerfamilien, die über viele Generationen eine führende Rolle in der Gartenkunst und Pflanzenkultur spielten. Einige von ihnen, wie die Wendlands, erlangten Bekanntheit und Anerkennung über die regionalen Grenzen hinaus. Keine der hannoverschen Hofgärtnerfamilien war hier jedoch über einen so langen Zeitraum kontinuierlich vertreten wie die Familie Tatter: fast zweihundert Jahre lang, bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
    Auf der ersten Seite des Exemplars der „Nürnbergischen Hesperiden“ finden wir unter dem Vortitel den Besitzeintrag von Georg Ernst Tatter (1689–1755), dem Stammvater der hannoverschen Familie Tatter, außerdem ist das Jahr der Erwerbung, 1727, und als Ortsangabe „Sophienlust“ vermerkt. Dabei handelt sich um einen in der Nähe von Meiningen erst wenige Jahre zuvor angelegten Sommersitz der Herzogin Elisabeth Sophie von Sachsen-Meiningen, wo Georg Ernst Tatter als Hofgärtner tätig war.

    aus:
    Heike Palm, Hubert Rettich: Georg Ernst Tatters Exemplar von Volkamers „Nürnbergische Hesperides“

    Link zum Volltext: digitale-sammlungen.gwlb.de