Hofneuigkeiten

  • Obsternte

    veröffentlicht: Carl-Heinz Buck, Montag, 05.12.2022 in Landwirtschaft

    Die Obstanlagen von Amalienruh waren schon vor dreihundert Jahren bedeutend. Hier wurde damals, von Hofgärtner Georg Tatter, die erste Kulturanweisung für Ananas in Europa verfasst und es gab 300 Apfelsinen- und Zitronenbäume. Alles in Allem gibt es inzwischen wieder ca. 1000 Obstbäume, darunter sehr seltene alte Sorten.

    Obsternte und Verarbeitung
    Obsternte und Verarbeitung

    In den letzten 20 Jahren konnten mit Hilfe des Landschaftspflegeverbandes und der Naturschutzbehörde fast 500 Hochstammbäume neu gepflanzt werden. Fast jedes Jahr finden wir durch Selbstaussaat neu gewachsene Walnussbäume und immer wieder entdecken wir Obstbäume die durch Wurzelschösslinge entstanden sind, so haben wir sogar eine stammechte Eierpflaume gefunden. Wenn Obstbäume an Altersschwäche sterben, überleben nicht selten die alten Unterlagen, deswegen wachsen hier dutzende von Mirabellensorten und auch alte Haferpflaumen. Es gibt auf dem Hof (in der Nähe des Eiskellers) sogar alte Weinbergterrassen deren erste wir nach aufwändiger Rodung und Entfernung von Wildwuchs wieder bepflanzt haben. In acht Kilometern Entfernung, am Südabhang des uns umgebenden Waldgebietes zum Grabfeld hin, wurden zu späten DDR-Zeiten riesige Obstplantagen mit zehntausenden von Bäumen gepflanzt und nach der Wende anscheinend einfach vergessen. Sie überwucherten vollkommen mit Dorngestrüpp, haben aber ohne jede Pflege irgendwie überlebt. Erst seit kurzem werden in wenigen Teilbereichen wieder Pflege- und Erhaltungsarbeiten durchgeführt. Viele der alten Bäume tragen immer noch und sind für die wenigen Bewohner hier eine Art Lebensversicherung für Notzeiten.

    In guten Jahren gibt es fast zwei Monate lang Kirschen, die vielen Sorten haben unterschiedliche Reifezeiten. Die Walnuss- und Quittenernte dieses Jahres war gut. Äpfel und Birnen hatten durch Spätfröste gelitten, Pflaumen gab es viele und Mirabellen und Reneclauden tragen hier anscheinend immer. Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen wurden von uns gepflanzt und gedeihen. Schlehen und Hagebutten wachsen an vielen Wegrändern. Es haben hier alte Haselnuss- und Brombeersorten überlebt. Sanddorn und Essbare Vogelbeeren fühlen sich wohl, Mandeln, Maronen, Mispeln, Kiwis, Maulbeeren und verschiedene andere "Exoten" sind noch im Versuchsstadium. Verschiedene Stachelbeer- und Johannisbeersorten haben wir aus der Umgebung zusammengetragen, Japanische Weinbeeren, Taybeeren und vor allem Jostabeeren tragen immer reichlich. An verschiedenen Stellen des Hofes sind Walderdbeeren recht häufig.

    Das Obst muss natürlich geerntet und gelagert werden. Dazu dienen verschiedene Erdkeller und Kellerräume in Gebäuden. Apfelsaft stellen wir selbst her und völlig neu errichtete große Brotbackofen im alten Backhaus eignet sich auch zur Herstellung von Dörrobst. In jedem Jahr werden hier auf dem Hof hunderte Gläser Marmeladen und Gelees produziert. Eines der kommenden Projekte ist die Einrichtung unserer Obstbrennerei.

  • Nach Schweden wegen der Trockenheit

    veröffentlicht: Carl-Heinz Buck, Samstag, 26.11.2022 in Gutskultur

    Seit mindestens fünf Jahren haben wir mit zunehmender Trockenheit zu kämpfen. In diesem Jahr gab es drei Monate kaum Niederschläge und somit auch kein Graswachstum. Dadurch waren wir gezwungen, schon im September unsere Heuvorräte für den Winter anzugreifen und wir müssen unseren Tierbestand zu verringern.

    Hier entsteht unser Ableger in Schweden.
    Hier entsteht unser Ableger in Schweden.

    Värmlands Natur im Winter

    Värmlands Natur im Winter

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    Anfang September starteten Thomas, Elisabeth und ich zu einer Reise 1500 Kilometer Richtung Norden, bis nach Värmland in Schweden. Dort leben zwei meiner Kinder und ich habe selbst zwanzig Jahre meines Lebens in dieser Gegend verbracht. Wir wollten sehen, wie weit die Trockenheit in den Norden reicht.

    In Brandenburg und um Berlin sah es schlimm aus. Dort gab es nicht nur vertrocknete Fichten sondern auch viele tote Kiefern, die trotz ihrer langen Pfahlwurzeln die Trockenheit der letzten Jahre nicht überlebt hatten. In Mecklenburg/Vorpommern das gleiche Bild. Selbst auf Rügen viele Trockenschäden. Erst nach der Ostseeüberquerung in Südschweden war es besser und wir sahen dann nur noch grüne Landschaften. Bei uns gab es nach der Heuernte kein Graswachstum mehr, hier stand das Gras nach der Heuernte schon wieder einen halben Meter hoch. Nirgends tote Bäume, also hatte es hier den den vergangenen Jahren auch keine Trockenheit gegeben. Und noch etwas war hier anders: Eine unglaubliche Klarheit der Luft! Man konnte mehr als doppelt so weit sehen wie in Deutschland – und zwar gestochen scharf, ohne den gelblich-rosa Dunst, der in Mitteleuropa immer am Himmel ist. Dann fiel uns die sehr geringe Anzahl der Flugzeuge auf und es gab keine lang anhaltenden Kondensstreifen. In Dalsland sahen wir in acht Stunden nicht ein einziges Flugzeug und meine Tochter Svantje erzählte uns, das sei normal. Im ganzen letzten Monat hätten sie nur den Rettungs- und den Polizeihubschrauber gesehen sowie das Waldbrandflugzeug. Wenn fremde Verkehrsmaschinen den schwedischen Luftraum erreichten, müssten sie eine Erklärung abgeben, dass sie außer reinem Kerosin nichts im Tank hätten. Das würde nach der Landung kontrolliert und wenn etwas gefunden würde, dürfte die Maschine den schwedischen Luftraum nie wieder benutzen. Hängen viele Flugzeuge und Trockenheit zusammen? Auf www.flightradar24 sieht man weltweit alle zivilen Flugzeuge, die sich gerade in der Luft befinden. Auch da hat man den Eindruck dass viele Flugzeuge und Trockenheit korreliert sind. In Deutschland hatten wir nur 2021 ausreichend Regen aber da flogen auch wegen der Corona-Maßnahnen fast keine Flugzeuge.

    In Schweden gibt es im Vergleich zu Deutschland sehr wenige Windparks. Die verwirbeln die Luftschichten nach Messungen bis in 100 Kilometern Entfernung. Regen entsteht nur in geschichteter Luft, wenn eine warme Luftschicht auf eine kalte trifft, der Wasserdampf kondensiert und dann abregnet.

    Eine zeitweilige Viehreduktion wegen Futtermangel ist für uns nur eingeschränkt möglich, weil wir vom Aussterben bedrohte Rinder- und Pferderassen halten, die wir nicht wieder beschaffen können. Damit ginge jahrzehntelange Zuchtarbeit verloren.

    Die Konsequenz unserer Schwedenreise ist deshalb, dass wir in Zukunft zweigleisig fahren werden: Wir werden einige unserer Zuchttiere auf einen neu zu errichtenden Zweigbetrieb nach Schweden auslagern. Dadurch sind unsere Tiere, die eine wichtige Genreserve darstellen, auch nicht mehr durch eine eventuelle Viehseuche in ihrer Existenz gefährdet, so wie wir es vor einigen Jahren mit der Blauzungenkrankheit erlebt haben. Dieser schwedische Betrieb, in räumlicher Nähe zum Hof meiner Tochter, in der Grenzregion Värmland/Dalsland, liegt in einer sehr dünn besiedelten Gegend und ohne Kontakt zu schwedischen Viehzuchtbetrieben.

    Die deutschen Förster beobachten die Veränderungen der Grundwasserstände ständig an vielen Messbohrungen. Sie rechnen mit großflächigem Absterben der Wälder, wenn jetzt noch ein trockenes Jahr folgt. Der Revierförster der uns umgebenden staatlichen Wälder lebt hier auf dem Hof.

  • Grundsanierung des Schlossdaches

    veröffentlicht: Carl-Heinz Buck, Samstag, 19.11.2022 in Bauen und Sanieren

    Die wichtigste Arbeit dieses Jahres im Baubereich ist die Reparatur des Schlossdaches. Nachdem im August unser Sägewerk einzatzbereit war, konnten wir alles Bauholz für die Grundsanierung des Schloßdaches aus eigenen Waldbäumen selbst herstellen.

    Dachreparatur 11/2022
    Dachreparatur 11/2022

    1905 wurde das Mansardendach auf das 1718 erbaute Schloß gesetzt, um Zimmer für die Maiden der Landfrauenschule zu schaffen. Das Dach hat die fast 120 Jahre, trotz Zeiten völliger Vernachlässigung, bis auf eine von vornherein problematische Stelle am Treppenturm (zwei Deckendurchbrüche bis zum Erdgeschoß) erstaunlich gut gehalten. Wir müssen nur wenige Dachsparren, die durch Hausbockbefall geschädigt sind, erneuern. Die qualitativ sehr hochwertigen Ludovici Dachziegel können noch weitere hundert Jahre ihren Dienst versehen, nur die rel. dünnen Dachlatten werden wir vollständig austauschen, wie auch alle Dachbleche und -rinnen.

  • Die Landfrauenschule (ca. 1904 - 1921)

    veröffentlicht: Carl-Heinz Buck, Sonntag, 14.02.2021 in Geschichte

    Die Landfrauenschule war eigentlich eine Landfrauenhochschule, denn es wurden hier keine Bäuerinnen ausgebildet, sondern Lehrerinnen für Landfrauenschulen, Gutsfrauen und Beamtinnen, sowie Guts-Verwalterinnen.

    Maiden bei der Arbeit im Frühbeet
    Maiden bei der Arbeit im Frühbeet

    Auf Amalienruh wurden praktisch ausschließlich höhere Töchter ausgebildet. Für Bauerntöchter wäre allein das jährliche Schulgeld von damals 1400 Reichsmark, entsprechend etwa 20 000 Euro, kaum bezahlbar gewesen. Es war ja eine reine Privatschule ohne jede staatliche Unterstützung und der Unterricht hatte sehr hohes Niveau. Amalienruh war in jeder Hinsicht ein Mustergut. Technisch auf dem modernsten Stand: Telefon, Zentralheizung, Badezimmer und WC, Gasbeleuchtung, moderne Dampfmaschine, Brutapparate, Milchkühler und Zentrifugen sowie beheizte Gewächshäuser – alles schon vor 100 Jahren. Es gab eine große Hühnerfarm, eine Fischzucht und Amalienruh hatte die reichsbeste Simmenthaler Milchviehherde und eine selbst nach heutigen Maßstäben vorbildliche Schweinezucht.

    Schulleiterin war die Frei-Frau Elisabeth von Pawel-Rammingen. Sie war enge Vertraute von Ida von Kortzfleisch, der Begründerin der wirtschaftlichen Frauenschulen und Pionierin der weiblichen Berufsausbildung in Deutschland.

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Frauen aus verschiedenen Gründen in einer sehr unbefriedigenden Lage: Es gab so gut wie keine Berufsausbildungseinrichtungen für Frauen. Das hatte bei den Arbeiter- und Landfrauen zur Folge, dass deren Arbeitsqualität in ihrem Tätigkeitsbereich oft schlecht war: Mangelhafte Hauswirtschaft, Landwirtschaft, Krankenpflege und hohe Kindersterblichkeit, sowie allgemeine Arbeitsüberlastung. Bei den höheren Töchtern war es umgekehrt, sie hatten gewöhnlich überhaupt nichts zu tun und befanden sich in einer tiefen Lebenskrise, weil sie sich vollkommen überflüssig vorkamen. Gerieten sie in Not, waren sie unfähig, sich selbst zu helfen. Sie waren völlig abhängig von Elternhaus und Ehemann. Die Frauen fühlten sich mit recht diskriminiert. Sie waren nicht einmal geschaftsfähig und die Hochschulen blieben ihnen verschlossen. Damals entstand die radikale Frauenbewegung, die auf massiven gesellschaftspolitischen Widerstand traf.

    Volkswirtschaftlich gesehen war der niedrige Stand von Landwirtschaft (der größte Teil der Bevölkerung arbeitete dort) und auch der Hauswirtschaft eine gigantische Verschwendung der knappen Ressourcen.

    Die geniale Idee der Ida von Kortzfleisch war nun, alle diese Probleme sich sozusagen gegenseitig lösen zu lassen. Sie empfahl den Frauen, überhaupt nicht den Versuch zu machen, die männlichen Bastionen zu erobern und den Männern irgendetwas nachzumachen, sondern stattdessen begann sie rein weibliche Hochschulen zu gründen, ausgerichtet auf die typisch weiblichen Eigenarten, Fähigkeiten und Vorstellungen.

    Sie gründete „Wirtschaftliche Frauenhochschulen“ für höhere Töchter, in denen sie eine fundierte Ausbildung in Selbstversorgungslandwirtschaft, Gartenbau, Kleintierhaltung, Krankenpflege, Kinderaufzucht, aber auch eine Einführung in Chemie und Physik, Kunstgeschichte und Botanik erhielten.

    Aufbauend auf die einjährige wirtschaftlichen Frauenschulen konnten die Frauen eine Berufsausbildung beginnen. Die landwirtschaftliche Ausbildung wurde in Amalienruh absolviert. Es war die erste Landfrauenschule Deutschlands.

    Was unterschied nun diese weibliche Hochschulen von den männlichen?

    Das Motto war: Arbeit ist Leben. – Nichtstun der Tod. Die Tat allein beweist der Liebe Kraft.
    Die Schulen waren technisch immer auf dem neuesten Stand,

    aber es wurde nicht nur auf Zweckmäßigkeit Wert gelegt, sondern auch auf Schönheit.

    Alle diese Schulen lagen auf wunderschönen Gutshöfen in bezaubernder Naturumgebung und Alleinlage. Die Verbindung zum Boden, zur Natur wurde gepflegt und weitgehende Selbstversorgung praktiziert. Es wurde eine aufwändige Festkultur gepflegt. Der soziale Gedanke spielte eine große Rolle, man war kaiser- und vaterlandstreu.

    Zwischen den Maiden (so nannten sich die Schülerinnen) wurden enge Freundschaften gefördert und es entstand ein lebenslanger Zusammenhalt unter ihnen. Diese Frauen wollten nicht nur Anhängsel ihrer Männer sein, sondern echte Partnerinnen und Helfer. Durch ihre hohe soziale Stellung entwickelten sie erheblichen sozialen Einfluss.

    Viele ihrer Ziele sind inzwischen erreicht, aber von Naturnähe, Schönheit, Selbstversorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln und dem Gemeinschaftsgeist der Maiden, sowie auch ihrer Festkultur und ihrem Idealismus sind wir heute weiter entfernt als vor 100 Jahren. Vor allem die totale Abhängigkeit der modernen Familie vom Supermarkt ist sehr gefährlich, ungesund und teuer. Insofern ist der alte Lehrplan der Landfrauen heute noch hoch aktuell.